Ausstellungsstück Klimaflucht 2023

Wie der Klimawandel Menschen in die Flucht treibt

Münchner Klimaherbst 2023

Vernissage zur Ausstellung KLIMAFLUCHT in der Hochschule für Philosophie München am 9. Oktober 2023

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    Die Wanderausstellung KLIMAFLUCHT der Deutschen KlimaStiftung macht anlässlich des Klimaherbst 2023 Station in München. Zwölf lebensgroße Figuren aus unterschiedlichen Ländern beschreiben exemplarisch, wie der Klimawandel ihr Leben verändert und welche Hoffnungen sie für die Zukunft hegen. Die Münchener Rück Stiftung hat die Ausstellung in Kooperation mit der Hochschule für Philosophie München und der Münchner Volkshochschule nach München geholt. Am 9. Oktober fand die Vernissage statt.
    Stefan Einsiedel (IHS), Renate Bleich (MRF) und Arne Dunker (KlimaStiftung) eröffneten die Ausstellung.
    Welche Zukunftsängste plagen die Bewohner:innen der Pazifikinsel Kiribati, die durchschnittlich nicht mehr als zwei Meter aus dem Meer ragt? Wie wirkt sich die Erderwärmung auf die Fischer:innen im Mekong-Delta aus? Und was treibt die Olivenbauer:innen in Griechenland oder die Farmer:innen in der Kornkammer der USA um? Die Ausstellung KLIMAFLUCHT stellt einzelne Schicksale in den Mittelpunkt. Zwölf Geschichten stehen für reale Menschen aus allen Teilen der Welt , die zu Opfern der globalen Klimakrise geworden sind und uns auf unsere Verantwortung aufmerksam machen. 

    Kein nachhaltiger Frieden ohne Klimaschutz

    „Schaut diesen Menschen ins Gesicht, hört euch ihre Geschichten an. Das sind die Menschen, von denen und für die wir lernen“, appellierte Dr. Stefan Einsiedel, Geschäftsführer des Zentrums für Globale Fragen an der Hochschule für Philosophie München. Forschung in den Sozialwissenschaften dürfe nicht im Elfenbeinturm stattfinden. Vielmehr sei es ihre Aufgabe, ausgehend vom Individuum das große Bild zu zeichnen und den Menschen anhand der gewonnenen Erkenntnissen ein besseres Leben zu ermöglichen. Klimamigration bietet ein weites Forschungsgebiet, weil sie in elementare Bereiche wie Völkerverständigung, Gerechtigkeit und Frieden mit hineinspielt. Da der Klimawandel Nahrungsmittelknappheit und Wassermangel verstärkt, verschärft er Verteilungskonflikte und heizt gewaltsame Auseinandersetzungen an. Ein nachhaltiger Frieden ohne Klimaschutz ist kaum denkbar. 
    Vor welchen Dimensionen der Klimaflucht wir möglicherweise stehen, umriss Renate Bleich, Geschäftsführerin der Münchener Rück Stiftung: „In den vergangenen zehn Jahren hat Extremwetter jährlich rund 20 Millionen Menschen aus ihren angestammten Lebensbereichen vertrieben. Selbst wenn wir dem Klimawandel entschlossen begegnen, müssen wir künftig immer noch mit 40 bis 50 Millionen Klimaflüchtlingen rechnen, im schlimmsten Fall sogar mit deutlich mehr.“ 
    Oft sind vulnerable Gruppen besonders von Klimaänderungen betroffen.

    Wo Menschen fliehen geht Kultur verloren

    Wieviel mehr Klimaflüchtlinge es sein könnten, skizzierte in einem Extremszenario Arne Dunker, der als Geschäftsführer der Deutschen KlimaStiftung vorsteht und die Wanderausstellung 2016 ins Leben gerufen hat. „Wenn wir so weitermachen wie bisher und sich die Erde bis Ende des Jahrhunderts um 4 Grad erwärmt, könnten weltweit Landstriche unbewohnbar werden, in denen heute drei Milliarden Menschen leben“, warnte er. Umso wichtiger sei es, dem Thema Klimaflucht einen hohen Stellenwert einzuräumen. Denn überall dort, wo Lebensraum gefährdet ist, verschwinden nicht nur die Menschen, sondern gehen ganze Kulturen verloren. 
    Verschärft wird das Problem dadurch, dass viele bedrohte Länder wie Bangladesch oder Somalia wenig Ressourcen haben, um sich dem Klimawandel adäquat anzupassen. Ihnen fehlen die finanziellen und technischen Mittel, mit denen die Industriestaaten die Folgen des Klimawandels abmildern können. Doch selbst hier tragen sich Menschen mit Abwanderungsgedanken. „Im Schweizer Ort Isenthal trifft man auf Familien, die aufgrund der schmelzenden Gletscher überlegen, wie sie in den nächsten Jahrzehnten ihre Almen mit Wasser versorgen können. Damit unmittelbar verbunden ist die Frage: Gehen wir weg?“, erläuterte Dunker. Klimamigration sei insofern nicht nur ein großes Thema im Globalen Süden, sondern treffe auch viele Orte in gemäßigten Breiten, von der Schweiz bis hin zu der Hallig Langeneß in der Nordsee. 
    Niedrig gelegene Inseln im Pazifik sind die ersten, die den Meeresspiegelanstieg zu spüren bekommen.

    Frage von Klima und Gerechtigkeit

    Das ändert nichts an der großen Ungerechtigkeit, dass vor allem die Regionen am schwersten unter dem Klimawandel leiden, deren Menschen am wenigsten zu ihm beigetragen haben und die kaum Möglichkeiten zur Adaption haben. „Angesichts dieser Klima-Ungerechtigkeit ist es umso absurder, dass die Industriestaaten als Hauptverursacher die flüchtenden Menschen vor ihren Toren internieren“, kritisierte Dunker. 
    Die lebensgroßen Figuren erzählen ihre Klimaflucht-Geschichten.

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    17 Oktober 2023

    Weitere Informationen zur Ausstellung

    Die Ausstellung KLIMAFLUCHT ist aktueller denn je. Sie zeigt, dass Migrationsbewegungen die Summe vieler individueller Schicksale sind. Damit diese Bewegungen nicht in humanitäre Katastrophen münden, braucht es mutige Ansätze, neue Ideen und mehr Menschen, die sich mit den komplexen Zusammenhängen auseinandersetzen. Ergänzt wird die Ausstellung durch das Projekt KlimaGesichter, das Menschen mit Fluchthintergrund zu sogenannten Klimabotschafter:innen ausbildet. Diese Botschafter:innen nutzen ihre Erfahrungen aus den Heimatländern, um anderen Menschen zu veranschaulichen, dass wir mitten im Klimawandel stecken.
    Die Ausstellung ist noch bis zum 27. Oktober 2023 in der Hochschule für Philosophie zu besichtigen.

    Ausstellungsort: Hochschule für Philosophie München, Kaulbachstraße 31, 80539 München

    Ausstellungsdauer: 9. bis 27. Oktober 2023; Montag bis Freitag, jeweils von 8:00 bis 21:00 Uhr

    Weitere Informationen zum Klimaherbst 2023

    Die Veranstaltungsreihe Münchner Klimaherbst läuft vom 6. bis 31. Oktober 2023. Unter dem Titel „Fair enough?” dreht sich in diesem Jahr alles um Klima und Gerechtigkeit. Im gesamten Stadtgebiet finden zahlreiche Vorträge, Filme, Exkursionen, Diskussionen und vieles mehr statt.

    Mit dem Klimaherbst.YOUTH gibt es außerdem vom 6. Oktober bis 5. November 2023 ein extra Programm, das sich an Kinder, junge Menschen von 14 bis 30 Jahren und Pädagog:innen richtet.

    Alle Veranstaltungen sind online unter www.klimaherbst.de/kalender zu finden sowie im Klimaherbst.MAGAZIN und im Klimaherbst.YOUTH-Folder, der überall in der Stadt ausliegt oder bestellt werden kann.